Hier wird Zuwanderer-Kindern Naturwissenschaft vermittelt - und ganz nebenbei auch gutes Deutsch
Mit vier Kindern sitzt Imke Riecken-Rückert im Stuhlkreis, in der Mitte drei Blatt Papier. „Der Tropfen“, ist auf dem ersten zu sehen und zu lesen, „der Trinkhalm“ auf dem zweiten, „das Wattestäbchen“ auf dem dritten. Die Lehrerin fragt: „Wer weiß noch, was wir beim letzten Mal gemacht haben?“ Finger schnellen in die Höhe, und schon sprudelt es aus der kleinen Dilana hervor. Man versteht recht gut, dass es hier, in der Sprachlerngruppe an der Pestalozzi-Grundschule in Hannover, beim letzten Mal feucht-fröhlich zugegangen sein muss.
Es läuft anders ab als in anderen Förderkursen für Zuwanderer-Kinder. Im Vordergrund stehen naturwissenschaftliche Phänomene. „Die Experimente ebnen den Weg, die Kinder ins Sprechen zu bringen“, weiß die Lehrerin. In zwei Gruppen unterrichtet sie insgesamt elf Erst- und Zweitklässler aus Afghanistan, Albanien, der Türkei und Polen. Möglich wurde das durch ein gemeinsames Engagement der Stiftung NiedersachsenMetall und der „Nina.Dieckmann-Stiftung“.
Jetzt steht vor jedem Kind ein umgedrehter Becher, obendrauf eine 1-Cent-Münze. Ein Wasserglas und die selbst gebastelte Pipette aus Trinkhalm und Wattestäbchen stehen bereit. Die Aufgabe des heutigen Tages lautet, so viele Tropfen wie möglich auf die Münze fallen zu lassen. Zungen wandern in Mundwinkel, Stirnen werden in Falten gelegt. Die Kinder zählen mit, auf Deutsch, während sie das Prinzip der Oberflächenspannung entdecken.