Statement
Diskurs
17. Februar 2017

Studie: Trotz Zuwanderung wird Arbeitskräfteangebot langfristig deutlich abnehmen

Kommentar von Dr. Volker Schmidt: "Arbeit ist der beste Weg zur Integration."

Das statistische Bundesamt meldet, dass die Zahl der Beschäftigten in Deutschland Ende 2016 wegen der guten Konjunktur und den brummenden Dienstleistern einen Höchststand erreicht hat. Gleichzeitig warnt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass trotz Zuwanderung das Arbeitskräfteangebot laut einer neuen Studie bundesweit langfristig deutlich abnehmen wird.

Der Untersuchung zufolge würde die Arbeitskräftezahl von heute 46 Millionen bis 2060 auf unter 40 Millionen sinken, wenn die jährliche Nettozuwanderung in den nächsten Jahrzehnten bei rund 200.000 Personen liegt erklärte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Donnerstag in Nürnberg.

Das kommentiert Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, wie folgt:

„Es stellt sich nicht nur die Frage, wie viele Menschen künftig zu uns kommen. Es muss auch darum gehen, wer zu uns kommt. Und wie gehen wir mit denen um, die noch kommen werden oder bereits hier sind. Alleine mit quantitativer Zuwanderung werden wir dem Problem eines sinkenden Arbeitskräfteangebots in Deutschland nicht begegnen können. Das bedeutet zunächst einmal, dass wir weiter auch für hochqualifizierte Zuwanderer aus stabilen Ländern attraktiv bleiben müssen.

Das bedeutet aber auch, dass wir das Beste aus der jetzigen Situation machen müssen und denen, die hier Schutz suchen, eine Chance auf Integration in den Arbeitsmarkt bieten müssen. Denn Arbeit ist der beste Weg zur Integration. Der führt allerdings zwingend über Sprache und die Vermittlung von Werten wie Pünktlichkeit uns Zuverlässigkeit. Dass dieser Weg mitunter steinig ist, bekommen wir von vielen Unternehmen zu hören, die Flüchtlinge beschäftigen. Wir müssen uns also insgesamt um die Qualität kümmern und da, wo wir bisher noch keine haben, alles daran setzen sie zu schaffen.

Der Mindestlohn für Praktikanten, die länger als 3 Monate im Betrieb sind, geht so gesehen voll nach hinten los. Denn er bedeutet, dass vom ersten Tag des Praktikums an ein Zuwanderer einschließlich Lohnnebenkosten 1.800 Euro kostet gegenüber einem Lehrling im 3. Ausbildungsjahr, der kurz vor dem Abschluss steht, den Job nahezu beherrscht, aber nur rund 1.000 Euro verdient. Diese unsinnige Regelung ist kontraproduktiv, wenn es darum geht Zuwanderer in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Dazu kommt, dass der Arbeitsmarkt mittlerweile von beiden Seiten unter Druck gerät. Vorne wird es nicht zuletzt auf Grund des demografischen Wandels immer schwieriger, junge, gut qualifizierte Mitarbeiter zu finden  – das zeigt auch die IAB-Untersuchung. Am oberen Ende schneiden wir uns durch politische Maßnahmen, wie der Rente mit 63, selbst ins Fleisch. Per Federstrich gingen uns allein in der Metall-und Elektroindustrie bundesweit seit Einführung 2014 bis heute 25.000 Fachkräfte verloren.

Eine solche Politik ignoriert die demographische Herausforderung konsequent. Hier ist ein Umdenken erforderlich: Es geht künftig nicht mehr darum, wie Mitarbeiter möglichst früh nach Hause geschickt werden können. Es geht darum, wie ältere Mitarbeiter - und damit ihre Arbeitskraft und ihr Know-How - möglichst lange und gesund im Beruf gehalten werden können.“

Zur Presseinfo des IAB

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