Sieben junge Menschen mit einem ausgeprägten Faible für Naturwissenschaften und Technik gehören seit dem 1. September ein Jahr lang zum Mitarbeiterteam des Laser Zentrums Hannover (LZH).
Zum sechsten Mal in Folge können Abiturienten während eines Freiwilligen Wissenschaftlichen Jahres (FWJ) in die faszinierende Praxis der innovativen Forschungs- und Entwicklungseinrichtung im Marienwerder Forschungspark (Region Hannover) eintauchen. Danach fällt die individuelle Entscheidung deutlich leichter, ob es ein Studium der Physik, eine Ingenieurwissenschaft, Biomedizin, Chemie oder etwas ganz anderes sein soll.
Antje Burckhardt, eine der zwei weiblichen FWJ´ler im aktuellen Durchgang, würde später gern für „Ingenieure ohne Grenzen“ arbeiten. Die 18-Jährige hat das Lüneburger Johanneum mit einem sehr guten Abitur verlassen. Kurz vor Beginn ihres Praktikums im LZH ist sie in ihre erste Wohngemeinschaft nach Hannover-Linden gezogen. Ihre Mutter hat sie auf diesen besonderen Freiwilligendienst aufmerksam gemacht, der mit 400 Euro pro Monat, einem Abo für Bus und Bahn sowie weiteren Vergünstigungen belohnt wird. Früh motivierten die Eltern ihre Tochter, sich eingehend mit Tieren, Pflanzen und Naturphänomenen zu befassen. „Jugend forscht“ und der Physiklehrer gaben den Ausschlag, dass sich die junge Frau nun für ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium – Maschinenbau, Physik oder Biotechnik – interessiert. Das FWJ am Laser Zentrum und das parallel laufende Juniorstudium an der Leibniz Universität Hannover sollen für eine konkrete Orientierung sorgen.
Das erhofft sich auch Nushin Pashaei Fathri. Der Abiturientin der hannoverschen Tellkampfschule liegen Naturwissenschaften quasi im Blut: Ihre Tante hat Pharmazie und Mathematik in der Türkei studiert. Ein Bruder ist angehender Physiker, ein Cousin wird Ingenieur. Schon immer habe sie sich für Mathe und Physik interessiert, erzählt die 18-Jährige. Noch weiß die junge Frau nicht, in welche Richtung sie gehen möchte. Kunstfilme sind ihre andere große Leidenschaft.
Gemeinsam mit den anderen Freiwilligen beschäftigen sich Antje und Nushin in den ersten Wochen mit praktischen Aufgaben, bevor sie in den unterschiedlichen Abteilungen des LZH mit eigenen Forschungsprojekten betraut werden. Im Laser Zentrum erlernen sie die Grundlagen des Lötens, arbeiten mit elektronischen Schaltungen und an der Drehbank, bekommen Einblick in die Programmiersprache „Labview“, die für die Erfassung von Messdaten, für die Visualisierung und Simulation eingesetzt wird. Im Begleitseminar an der Medizinischen Hochschule Hannover treffen die sieben FWJ‘ler auf weitere Juniorforscher. Hier stehen die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, aber auch der Austausch mit Gleichaltrigen im Vordergrund.
„Die jungen Leute sind unglaublich gut und hochmotiviert. Am Ende wissen sie genau, welche Fähigkeiten für eine wissenschaftliche Laufbahn entscheidend sind, wie sich die Praxis im Labor, in der Forschung und Entwicklung anfühlt und ob sie diesen Weg gehen wollen“, berichtet Dr. Marco Jupé. Der Physiker ist Hauptansprechpartner für die Juniorwissenschaftler im LZH. Seit 2011 investiert das Laser Zentrum in diese spezielle Form der Nachwuchsförderung, die von der Medizinischen Hochschule Hannover entwickelt wurde und vom Bund gefördert wird. In den ersten fünf Durchläufen haben bereits 30 Abiturienten das FWJ im Laser Zentrum absolviert. Viele von ihnen studieren mittlerweile Physik oder Ingenieurwissenschaften. Die ersten nähern sich dem Abschluss. Einige haben während des Studiums als wissenschaftliche Mitarbeiter im LZH gearbeitet. Ob sie sich für das hochspezialisierte Institut als ersten Arbeitgeber entscheiden, ist nicht sicher. Trotzdem ist Jupé überzeugt, dass es sich lohnt, junge Menschen vor der Wahl eines Studiengangs oder einer Ausbildung intensiv zu betreuen: „Wer weiß, vielleicht landen sie irgendwann doch bei uns? Wir würden jeden unserer FWJ’ler einstellen.“