Zur Eröffnung der CeBIT 2017 identifizierte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks den Lehrer als den "größten Hemmschuh der digitalen Bildung". Dazu ein Kommentar von Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall.
„Die Umwälzprozesse der Digitalisierung drehen den industriellen Mittelstand auf links. Wenn wir weltweit weiter vorne mitspielen wollen, muss ähnliches im Bildungssystem passieren.
Das beginnt in der Schule. Das Thema wurde von der Landesregierung durchaus erkannt. Ein Pilotprojekt zur Anschaffung von Mini-Computern kann hier aber nur der erste Schritt sein. Ministerpräsident Weil diagnostizierte völlig zu Recht, dass Deutschland bei der Digitalisierung noch Luft nach oben hat‘.
Das geht bei den Berufsschulen weiter: Sie waren mal Vorzeigeobjekte. Ihre Ausstattung hat heute aber an vielen Standorten allenfalls noch antiquarischen Wert. An Lehrkräften herrscht ohnehin schon ein großer Mangel, eine große Pensionierungswelle rollt auf uns zu. Hinzu kommt die große Veränderung bei den Ausbildungsgängen an sich: der Anlagenführer oder der Industriemechaniker von heute müssen demnächst eben auch programmieren können. Da liegt noch ein langer Weg vor uns.
Grundsätzlich gilt: Wenn wir nichts für die Ausbildung der Lehrer tun, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Schüler als ‚digital natives‘ streckenweise schon viel weiter sind als das Lehrpersonal. Das setzt voraus, dass auf der einen Seite mehr getan wird für die Qualifizierung von Lehrkräften, es setzt aber auch eine große Bereitschaft in der Lehrerschaft voraus, sich auf die digitale Welt einzulassen. Wünschenswert wäre, das die Politik diese Themen eng mit Praktikern aus der Wirtschaft diskutiert.“
Fachkräftemangel wird zur Wachstumsbremse in der Fläche
Neben Lehrpersonal fehle auch Fachkräften noch die intensive Beschäftigung mit der Digialisierung. Gerade dem ländliche Raum droht, laut Schmidt, künftig bei den Themen Digitalisierung und Fachkräftemangel den Anschluss zu verlieren: „Wir müssen Acht geben, dass es keine weitere Spaltung zwischen Ballungsraum und Fläche in Niedersachsen gibt.“
Wie die Ergebnisse der letzten Konjunkturumfrage unter rund 900 Mitgliedsunternehmen der Industrieverbände im Haus der Industrie zeigten, hätten 79 Prozent der Industriebetriebe im ländlichen Raum mittlerweile extreme Probleme, freie Stellen mit Fachkräften zu besetzen. In den Ballungsgebieten liegt dieser Wert bei 48 Prozent.