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15. Juni 2023

Strategien gegen Fachkräftemangel – Volles Schloss beim Arbeitgeberforum

Zehn Jahre Arbeitgeberforum: Dr. Volker Schmidt (l.) und Steffan Krach schneiden die Jubiläumstorte an. Foto: Herzig

Der Fachkräftemangel gehört zu den größten Herausforderungen, denen sich unsere Wirtschaft derzeit stellen muss. Während der Coronapandemie war der Bedarf an Arbeitskräften durch Kurzarbeit, wegbrechende Aufträge und vorübergehende Werksschließungen leicht zurückgegangen, doch mittlerweile ist die Fachkräftelücke nicht nur wieder auf Vorkrisenniveau angekommen, sie wird auch immer größer, wie Zahlen der Arbeitsagentur zeigen. So liegt es auf der Hand, dass die Organisatoren des Arbeitgeberforums von NiedersachsenMetall und der Arbeitgebervereinigung (AGV) Hannover gerade dieses Thema als Schwerpunkt für die Jubiläumsausgabe der Veranstaltung im Schloss Herrenhausen ausgesucht haben. Seit nunmehr zehn Jahren bringt das Arbeitgeberforum, liebevoll mit AGF abgekürzt, Unternehmen und Experten zu den branchenübergreifenden Trendthemen zusammen und zeigt neue innovative Wege auf. Dieses Mal lautete das Motto „Fachkräfte finden. Binden.Fördern.“

Ein Mangel an Fach- und Führungskräften war beim diesjährigen AGF am 14. Juni erfreulicherweise auch nicht festzustellen. Im Gegenteil. Die Veranstaltung war mit 500 Gästen voll ausgebucht, aus zahlreichen Firmen kamen ganze Teams ins Schloss Herrenhausen, um sich in zehn unterschiedlichen Foren, bei Impulsvorträgen von Internetpionier Sascha Lobo und Regionspräsident Steffen Krach sowie beim anschließenden Netzwerken mit Barbecue über die vielfältigen Aspekte des Fachkräftemangels auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren.

Demografischer Wandel längst betriebliche Realität

„Fachkräftemangel – der Begriff hat alle Chancen zum Wort des Jahres 2023 zu werden. Er wird aber mit dem Jahr 2023 nicht verschwunden sein“, prognostizierte Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall und der AGV, in seiner Begrüßungsansprache. Allein in diesem Jahr gibt es in Niedersachsen 29.000 Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz und teilweise nicht einmal einen Schulabschluss haben. So viele wie noch nie. Hauptgrund dafür: die monatelangen Schulschließungen während der Pandemie. Dem entgegen stehen 30.000 Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden können. Hauptsächlich deshalb, weil die fachlichen und persönlichen Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewerber nicht ausreichend sind. „Und dabei brauchen wir Nachwuchskräfte händeringend – Wir brauchen sie für die Digitalisierung unserer Betriebe, wir brauchen sie für die Dekarbonisierung. Und wir benötigen sie, das wird oft vergessen, um die Produktion in Industrie und Handwerk in den nächsten Jahren überhaupt aufrechterhalten zu können“, warnte Schmidt. „Denn der demographische Wandel ist längst Realität in den Betrieben, und wir bekommen ihn Jahr um Jahr stärker zu spüren.“

Er mahnte deshalb die Bundespolitik, die zahlreichen Vorgaben zum Erreichen von Zielen wie unter anderem die Energie- und Mobilitätswende, die derzeit in Berlin diskutiert werden, schon als Lösungen zu verkaufen. „Das Ziel ist nicht die Lösung, es ist der Weg dorthin, um den es geht. Wir arbeiten im Hier und Jetzt und nicht im Wolkenkuckucksheim. Und für das Hier und Jetzt wollen wir Ihnen Hilfestellungen geben, wollen wir Ihnen Lösungen aufzeigen. So verstehe ich unsere Aufgabe als Arbeitgeberverbände und dieser Veranstaltung.“

Schulschließungen waren überzogen

Steffen Krach, Präsident der Region Hannover, gestand ebenfalls ein, dass die lange Zeit der Schulschließungen während Corona sich im Nachhinein als Fehler entpuppt haben. „Ich habe die Entscheidung damals mitgetragen. Aber heute wissen wir, dass wir an dieser Stelle bei der Bekämpfung von Corona überzogen haben.“ Auch seine Behörde stelle das in gesteigertem Maße fest. Bei den Schuleingangsuntersuchungen vor dem Wechsel der Kinder auf weiterführende Schulen würden aktuell deutlich mehr Defizite unter anderem bei der Sprachentwicklung oder der Sportlichkeit festgestellt. „Diese Versäumnisse werden Auswirkungen auf den Erfolg der Kinder auf ihrem weiteren Lebensweg haben“, sagt Krach. Die Gesellschaft müsse sich daher nun deutlich anstrengen, um dieser Generation zu helfen, die Versäumnisse aufholen zu können.

Doch das Arbeitgeberforum richtete den Blick auch auf das, was Fach- und Führungskräfte in Zukunft erwarten werde. Internetpionier Sascha Lobo hatte in seinem Impulsvortrag die Künstliche Intelligenz zum Thema gemacht, die sich seit der Veröffentlichung des Programms ChatGPT in immer mehr Bereichen des beruflichen und privaten Lebens Bahn bricht. In einem launigen Vortrag zeigte er, wozu Künstliche Intelligenz schon jetzt in der Lage ist, und worauf sich unsere Gesellschaft einstellen muss. „In Deutschland ruhen wir uns auf Erfahrung und Kompetenz aus“, sagte Lobo. Das seien die Faktoren, die unser Land zu Wohlstand geführt haben. Doch diese würden durch die Fähigkeiten der K.I. zunehmend infrage gestellt. „Bill Gates hat recht, wenn er sagt, dass mit K.I. eine neue Epoche begonnen hat. Und wenn Deutschland auch in 20 Jahren noch reich sein will, dann müssen wir in K.I. und die Fähigkeiten, mit ihr umzugehen und sie weiterzuentwickeln, investieren.“

Zehn Foren rund um die Aspekte des Fachkräftemangels

Investieren und weiterbilden waren auch die zentralen Schlagworte in der Zusammenstellung der zehn Foren. Sie beleuchteten ganz unterschiedliche Aspekte des Fachkräftemangels. Von der erfolgreichen Bewerbung der Unternehmen bei den dringend gesuchten Nachwuchskräften über die Motivation von jungen Fachkräften für Führungspositionen bis zum Outsourcing von Aufgaben und der Befreiung von Arbeitskräften von wertschöpfungshemmenden Tätigkeiten wie Buchhaltung durch digitale Konzepte: Die rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Wahl. Anschließend kamen die meisten auf der Terrasse des Schlosses zusammen, um bei Barbecue, Jubiläumstorte und schönstem Sonnenuntergangspanorama die Eindrücke des Tages zu diskutieren und neue Kontakte zu knüpfen. Und von vielen war zu hören: „Klasse Veranstaltung, wir freuen uns schon auf die elfte Ausgabe im nächsten Jahr!“

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