Niedersachsen-Technikum geht in die fünfte Runde.
Welches Bild haben junge Frauen von technischen Berufen? Auf der diesjährigen Auftaktveranstaltung des Niedersachsen-Technikums am 06. September erhielten 94 neue Technikantinnen einen ersten Eindruck von dem, was sie in den nächsten sechs Monaten erwarten wird: „Die Branche wird bei weitem nicht mehr von Muskelkraft dominiert. Die Wertigkeit der Arbeitsplätze im technischen Bereich ist weitaus höher geworden – hier hat sich grundlegend etwas geändert“, erzählte Olaf Brandes (Geschäftsführer Stiftung NiedersachsenMetall) den anwesenden Technikantinnen und Vertretern der beteiligten Unternehmen.
Das Niedersachsen-Technikum wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert und finanziell von der Stiftung NiedersachsenMetall unterstützt. Sechs Monate lang erproben die jungen Frauen Studium und Berufspraxis: Vier Tage in der Woche lernen sie in einem Betriebspraktikum das Arbeitsleben in einem MINT-Beruf kennen, an einem Tag pro Woche nehmen sie an einem Schnupperstudium an einer Hochschule oder Universität teil. Für den praktischen Teil nehmen 81 Unternehmen eine oder mehrere Technikantinnen auf, um ihnen einen umfassenden Einblick zu gewähren. Zum Netzwerk selbst zählen insgesamt mehr als 100 Unternehmen, die das Technikum unter anderem mit Werksbesichtigungen unterstützen. Ein dreifacher Gewinn: Die Teilnehmerinnen können sich orientieren, Unternehmen haben die Chance auf eine potentielle engagierte Mitarbeiterin und die Hochschulen bekommen Studentinnen mit einer bewussten Studienentscheidung.
„90 Prozent der Absolventinnen des Technikums beginnen ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium beziehungsweise eine Ausbildung“, so Brandes. „Es bewegt sich etwas, auch in die richtige Richtung – auch dank der Programme wie dem Niedersachsen-Technikum. Wir brauchen weibliche Fachkräfte, denn gemischte Teams sind am erfolgreichsten. Junge Frauen bringen neue Perspektiven mit ein. Dabei sind weibliche Vorbilder extrem wichtig, insbesondere in den Bereichen Informatik, Physik und Technik.“
Eine von diesen Vorbildern ist Herna Muñoz-Galeano, Geschäftsführerin bei HMG Systems Engineering GmbH und Engineer Powerwoman 2016. Die Kolumbianerin ist Diplom Informatikerin und Ingenieurin und lobte den Mut und die Neugierde der Technikantinnen: „Der Schlüssel liegt in der Kombination verschiedener Perspektiven. Entwirf dir eigene Visionen, finde den Weg, arbeite an deiner Haltung und erlaube das Unerwartete“, riet sie den jungen Frauen, die sich gespannt ihre bewegende Lebensgeschichte anhörten. Für eine ausgelassene Stimmung sorgte anschließend Simon McGowan, Science Slam-Europameister 2015 mit seinem Vortrag über „Pimp my Bioplast“, indem er Bioplastiken unter verschiedenen Voraussetzungen auf der Bühne zu Bruch gehen ließ.
Das Technikum ist mittlerweile ein Netzwerk auch für die Unternehmen. Das Unternehmen ZF Friedrichshafen AG aus Lemförde ist seit mehreren Jahren dabei und nimmt in diesem Jahr drei Technikantinnen auf. Die IT-Firma Orgadata aus Leer hingegen hat am 1. September seine ersten beiden Technikantinnen begrüßt. Chris Duismann, IT-Ausbilder: „Beide sind super motiviert und freuen sich auf das, was sie erwartet.“