Jugendliche jonglieren bei Bosch mit Unternehmeszahlen
"Wollen die jungen Leute in möglichst betriebsnahe Situation bringen, weit weg vom schulischen Alltag."
Material einkaufen, Preise kalkulieren und Personal einplanen – davon hatte Frederike Räder noch nie etwas gehört. Nach einer Woche Planspiel bei Bosch sagt die 16-Jährige: „Es war cool. Ich habe viel mehr über Unternehmen gelernt als in der Schule.“
Das Management Information Game des Konzerns Bosch macht aus Schülerinnen und Schülern Führungskräfte auf Zeit. Dabei tauschten 16 Jugendliche vom elften Jahrgang der Robert-Bosch-Gesamtschule in Hildesheim vor kurzem Chucks gegen Pumps und Hoodie gegen Hemd und Krawatte. Fünf Tage lang schlüpften sie in die Rolle von Vorstandsmitgliedern dreier konkurrierender Aktiengesellschaften. Ein Auftrag in diesem Planspiel: Ein Gerät zu entwickeln, mit dem jeder Haltbarkeit und Nährstoffgehalt von Lebensmitteln ermitteln kann.
Natürlich rein spielerisch. Frederike wurde zur Vorstandsvorsitzenden der „Cibus Technologies AG“ und nannte dessen kugelschreibergroßes Produkt „Food Analyzer“. Das Team der Firma „Health Mindfulness Balance“ setzte auf einen „Health Scanner“ mit Piks-Sensor, App und Handy und die „Eris AG“ auf ein Gerät mit drei Jahren Garantie. Alles wird am Laptop simuliert: Produktion und Vertrieb planen sowie eine Strategie entwickeln.
Das geht natürlich nicht ohne betriebswirtschaftliches Know-how. So gab es an den Vormittagen Infoblöcke, bei denen Bosch-Experten Basiswissen zu Themen wie „Betriebliches Rechnungswesen", "Personalmanagement" oder „Marketing“ vermittelten.
Ein Höhepunkt in der Woche war der Präsentationsabend. Vor Gästen aus Wirtschaft und Schule als fiktive Einkäufer hatten die Jung-Managerinnen und -Manager ein Sondermodell des Geräts vorzustellen. Müde, etwas nervös, aber souverän traten sie vors Publikum. Manch‘ einer hatte eine Nachtschicht eingeschoben. Wie Fean Cappelmann von der „Eris AG“. Bis fünf Uhr morgens entwarf er am Rechner ein 3-D-Modell der Geräts.
Bei der Präsentation darf es durchaus stressig zugehen, erläutert Spielleiter Andreas Mätzold. „Wir wollen die jungen Leute in eine Situation bringen, die so betriebsnah wie möglich und weit weg vom schulischen Alltag ist.“
Da seien Körperspannung, professioneller Ansatz, gesunder Ehrgeiz gefragt, weiß Mätzold. Bei einigen habe er das schon am ersten Tag beobachtet.
Das Planspiel ist seit vielen Jahren Teil der Nachwuchsarbeit des Arbeitgeberverbandes, dessen Teilnahmebescheinigung für Unternehmen eine Auswahlhilfe bei Bewerbungen ist. Am Ende geht es Frederike Räder wie Mitschülern: „Es war anstrengend, aber es hat sich gelohnt“, sagt sie. „Spannend, wie viele Berufe es bei Bosch gibt. Mich fasziniert vor allem das Controlling. Vielleicht bewerbe ich mich für ein Duales Studium.“
Fotos: Gossmann