„Tarifpartner müssen die Zukunft der Digitalisierung gerade bei der Arbeitszeit mitgestalten.“ – hohe Bereitschaft für Flexibilität bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern.
Der Dachverband der Arbeitgeber der deutschen Metall- und Elektroindustrie Gesamtmetall hat heute in Berlin einer repräsentative Umfrage rund um das Thema Arbeitszeit unter den Beschäftigten der Branche vorgestellt. Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, kommentiert die Ergebnisse der Umfrage wie folgt:
„Die Digitalisierung bringt es mit sich, dass wir uns Gedanken über die notwendigen Investitionen in der Produktion machen müssen. Es stellt sich zudem aber auch die Frage, ob die aktuellen Arbeitszeitmodelle noch den Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft entsprechen. Darüber werden gerade wir mit der IG Metall eine Diskussion führen müssen. Die Tarifvertragsparteien müssen die Zukunft der Digitalisierung an dieser Stelle mitgestalten.
Der Umstand, dass sich nur 11 Prozent der Industrieunternehmen in Niedersachsen mit weniger als 100 Beschäftigten bisher mit 4.0-Strategien intensiver beschäftigt haben zeigt, dass es an der Zeit ist, sich hiermit auseinander zu setzen. Denn daran, dass die Digitalisierung im vollen Gange ist, besteht kein Zweifel.
Die Ergebnisse der Umfrage belegen deutlich, dass die Beschäftigten in unseren Betrieben zum einen eine große Bereitschaft zeigen, ihre Arbeitszeit künftig flexibler zu gestalten. Zum anderen zeigt sie aber auch, welche Möglichkeiten schon heute etwa über betriebliche Vereinbarungen bestehen und dass diese auch entsprechend genutzt werden.
So erklären 93 Prozent aller Arbeitnehmer, ihre tägliche Arbeitszeit kurzfristig an persönliche Bedürfnisse anpassen zu können. Hier gibt es also schon eine hohe Flexibilität und Gestaltungsspielräume seitens der Arbeitgeber. Nur 6 Prozent der Arbeitnehmer erleben umgekehrt, dass sich ihre Arbeitszeit häufiger auf Anweisung des Arbeitgebers kurzfristig ändert.
Gleichzeitig wünschen sich 78 Prozent der Unternehmen eine Aufhebung des starren 8-Stunden-Tages etwa zu Gunsten einer Wochenbetrachtung. Und 77 Prozent der befragten Beschäftigten können es sich vorstellen, an bestimmten Tagen auch länger als 10 Stunden zu arbeiten. Ein Interessenausgleich zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten sollte also doch möglich sein.
Außerdem zerstören die Ergebnisse zumindest für unsere Branche das Bild, das gerne vom dauerhaft gestressten, weil dauerhaft erreichbaren Arbeitnehmer gezeichnet wird. Gefragt nach der Erreichbarkeit nach Feierabend, gaben 70 Prozent der M+E-Beschäftigten zwar an, außerhalb der Arbeitszeit grundsätzlich erreichbar zu sein. Tatsächlich aber fordert nur bei 2 Prozent der Arbeitnehmer der Arbeitgeber die Erreichbarkeit von sich aus auch ein. 85 Prozent der Arbeitnehmer, die angeben, erreichbar zu sein, werden maximal einmal im Monat auch wirklich vom Vorgesetzten kontaktiert – geringfügig häufiger von Kollegen. Selbst das empfinden die Arbeitnehmer aber ganz mehrheitlich nicht als Belastung. Hier gibt es offenbar eine krasse Differenz zwischen gefühlter Lage und der gelebten Realität.“