E-Käfer und E-Schwalbe am Stand von NiedersachsenMetall beim „Hi-Move“ in Hildesheim zu bestaunen.
Leicht, flüssig, mühelos – Manuel Möller schwärmt vom Fahrgefühl auf „seiner“ elektrisch betriebenen Simson Schwalbe. Der kultige Motorroller aus der ehemaligen DDR wurde in Hildesheim zum E-Modell umgerüstet, als Projekt einiger Schüler der berufsbildenden Werner-von-Siemens-Schule. Am Stand von NiedersachsenMetall auf dem Tag der Elektromobilität „HiMove“ am 17. September in Hildesheim fand die E-Schwalbe viele Bewunderer. Auch einen VW-Käfer von 1965 haben die Schüler als E-Auto fit für die Zukunft gemacht.
Das Beste am Projekt? „Die Probefahrt!“, darin sind sich die Schüler der Elektrotechnik-Kurse an der Werner-von Siemens-Schule einig. Ihre zu E-Varianten umgerüsteten Kult-Fahrzeuge schnurren problemlos über die Straßen, der Käfer sogar mit Zulassung für den öffentlichen Verkehr. Allerdings fährt der umgebaute Oldie mit derzeit 70 Stundenkilometern und 20 Kilometern Reichweite nur auf 30 Prozent seiner Leistung, wie der am Projekt beteiligte Absolvent Till Hirte erklärt. Ein stärkerer Motor und modernere Batterien sollen dem Wagen in Zukunft neuen Schwung geben.
Die E-Schwalbe kann bessere Leistung vorweisen: Mit etwa 50 Stundenkilometern in der Spitze schafft sie 100 Kilometer Reichweite, dank ihrer leistungsstarken Lithium-Ionen-Batterien. Getestet werden konnte die Schwalbe bislang nur auf dem Schulhof. Das soll sich mit dem Einsatz der nächsten Schülergruppe ändern: Ziel ist die TÜV-Zulassung als Leichtkraftrad mit bis zu 70 Stundenkilometern Leistung. Schüler Manuel Möller gibt den Schraubenschlüssel dafür an den nächsten Jahrgang weiter. Anderthalb Jahre lang haben er und drei Mitschüler freiwillig nach Schulschluss an der E-Schwalbe getüftelt. „Die Kleinigkeiten waren extrem zeitraubend“, sagt Möller im Rückblick. Trotzdem hat ihm die Arbeit an dem Umbau Spaß gemacht.
Lehrer Olaf von Maydell macht das Engagement seiner Schüler extrem stolz. „Die Schüler haben das Know-how, wir könnten direkt in Serie gehen“, sagt er. 400 Arbeitsstunden pro Kopf hat die letzte Schülergruppe allein in die TÜV-Zulassung des E-Käfers investiert, neben der regulären Schulzeit. Der Lohn sind unbezahlbare Erkenntnisse und eine Menge Erfahrung aus erster Hand. Zudem konnten die Schüler Kontakte zu Sponsoren aus der Wirtschaft knüpfen, die Motor, Batterien und Ersatzteile bereit stellten. „Solche Projekte sind die Zukunft des Unterrichtens“, ist sich von Maydell sicher.
Der VW-Käfer stammt aus seinem Privatbesitz. Die Idee zum Umbau als Elektrowagen kam ihm vor drei Jahren auf einer Industriemesse. Die herausfordernde Bemerkung eines Autoherstellers „das schafft ihr nicht“ war der Ansporn, das Gegenteil zu beweisen. „Nur ein Jahr später war der E-Käfer als Prototyp fertig“, sagt von Maydell. Inzwischen ist das Auto alltagstauglich. Neues Ziel ist der Bau einer Photovoltaikanlage für das Auftanken des Käfers. Dafür werden jetzt Sponsorengelder gesucht.
So viel Entwicklergeist zum Thema Elektromobilität beeindruckt auch den Hildesheimer Oberbürgermeister Ingo Meyer. „Es ist großartig, dass wir uns in Hildesheim so groß und frühzeitig auf den Weg machen“, sagt er. „Wir alle sind aufgefordert, uns dem Thema E-Mobilität zuzuwenden.“ Werner Fricke, Leiter der Geschäftsstelle Hildesheim von NiedersachsenMetall, ist optimistisch: "Wenn das Angebot an attraktiven Fahrzeugen erst einmal da ist, wird sich die Entwicklung deutlich beschleunigen. Jedes Angebot verschafft sich seine Nachfrage." Für ihn steht E-Mobilität "vor dem Durchbruch".