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17. Mai 2023

Innovationskreis Autozulieferer bei Hanomag

In der Hanomag Lohnhärterei in Hannover werden Fahrwerksteile wärmebehandelt. Foto: Wallmüller
In der Hanomag Lohnhärterei in Hannover-Marienwerder werden Fahrwerksteile wärmebehandelt. Foto: Wallmüller

Meterhohe Stichflammen bekommen die Gäste bei den Treffen des Innovationskreises Automobilzulieferer normalerweise selten zu sehen. Beim jüngsten Austausch allerdings hatte Karsten Seehafer, Geschäftsführer der Hanomag Lohnhärterei und dieses Mal Gastgeber, das Programm um ein besonderes Spektakel herum aufgebaut. Gespannt verfolgten die rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Rundgang durch die Werkshallen, wie ein Kran glühende Fahrwerksteile in ein Tauchbecken hob, begleitet von lodernden Flammen. 

Die Energiekrise hat die Hanomag Gruppe im vergangenen Jahr besonders hart getroffen. Denn als Wärmebehandler und Single Supplier für viele Autohersteller hat das Unternehmen einen enormen Energiebedarf. Habe man 2019, vor der Corona-Pandemie, noch rund zehn Millionen Euro für Energie bezahlen müssen, seien es im vergangenen Jahr mit 19 Millionen Euro fast das Doppelte gewesen, rechnet Seehafer vor. Schon zuvor hatte Hanomag die Auswirkungen der Halbleiterkrise durch die massive Drosselung der Fahrzeugproduktion zu spüren bekommen. "Wir konnten diese Krisen meistern, weil wir Unterstützung von unseren Gesellschaftern, dem Finanzwesen und auch der Politik hatten", sagt Seehafer. Man habe sich immer wieder zu konstruktiven Gesprächen getroffen und gemeinsam Lösungen erarbeitet.

Politik muss vermitteln

Das ist auch sein Appell in der aktuellen Situation, in der viele Unternehmen die Auswirkungen des Fachkräftemangels deutlich zu spüren bekommen. "Die Gewerkschaft, die Medien und die Bevölkerung sind davon überzeugt, dass wir einen Bewerbermarkt haben, und dass die Forderungen der Arbeitnehmer nach zehn Prozent mehr Lohn bei deutlich weniger Arbeitszeit funktionieren sollen und müssen. Ich kann nur sagen, dass das aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht funktionieren kann." Dabei sei es nachrangig, um welche Branche es sich handele. "Hier muss die Politik vermitteln. Zudem müssen sich alle Parteien an einen Tisch setzen und konstruktiv Lösungen erarbeiten." 

Olaf Lies, niedersächsischer Wirtschaftsminister und Ehrengast an diesem Nachmittag, sprach in seinem Grußwort darüber, dass Unternehmen in Krisenzeiten Verlässlichkeit brauchten. "Wir sind ohne größere Schäden durch diesen Winter und seine völlig unrealistischen Preisentwicklungen bei Strom und Gas gekommen. Doch wir sind nicht davor gefeit, dass wir im nächsten Herbst und Winter wieder in eine problematische Lage hineinlaufen." Es sei deshalb dringend notwendig, dass Politik und Wirtschaft aus den zurückliegenden Monaten lernten und aus den Krisen Schlüsse zögen, die dabei helfen könnten, getroffene Fehlentscheidungen künftig zu vermeiden. In diesem Zusammenhang warb er noch einmal für das Konzept eines Transformationsstrompreises für energieintensive Betriebe, das er kürzlich gemeinsam mit Ministerpräsiden Stephan Weil an die Bundesregierung herangetragen hatte. 

Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall und Mitveranstalter des Innovationskreises, hob in seiner Rede darauf ab, dass sich vor allem die Autozuliefererbranche noch immer in einer schwierigen Lage befinde. "Die Branche erlebt seit einigen Jahren einen regelrechten Bruch. Immer weniger Fahrzeuge werden im Inland produziert. Als Zulieferer profitieren wir aber von Volumina, wir haben wenig davon, wenn die OEMs ihr Portfolio zugunsten margenstarke Modelle ausdünnen."

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