Pressemitteilung
08. Oktober 2015

Herrenhäuser Wirtschaftsforum 2015 – „Medien, Macht und Macher“

400 Gäste verfolgen spannende Diskussion um Chancen und Herausforderungen des Medienwandels

400 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Medien verfolgten gestern die sechste Auflage des Herrenhäuser Wirtschaftsforums in der Galerie Herrenhausen in Hannover. Auf dem Podium diskutierten FDP-Chef Christian Lindner, der BASF-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Jürgen Hambrecht, Dr. Kai Gniffke, erster Chefredakteur von ARD-aktuell, Jürgen Kornmann, Leiter Kommunikation Personenverkehr der DB AG und Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo zum Thema „Medien, Macht und Macher – Chancen und Herausforderungen des Medienwandels für Unternehmen“. Moderiert wurde die Runde von der Journalistin und Autorin Nina Ruge. 

Mit dem „Antenne Niedersachsen“-Geschäftsführer Kai Fischer, dem Leiter des Sat.1-Landesstudios Hannover Matthias Janott und dem stellvertretende Chefredakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung Burkhard Ewert beleuchteten außerdem - interviewt durch Ko-Moderator Martin Brüning - hochkarätige Vertreter der hiesigen Medienlandschaft die regionalen Aspekte des Themas.

„Als wir uns vor zwei Jahren im Herrenhäuser Wirtschaftsforum aufgegeben hatten, über die Macht der Medien zu diskutieren, wurde der Abend vom unmittelbar bevorstehenden Prozess gegen Christian Wulff und Olaf Glaeseker dominiert. Daher haben wir dieses so wichtige Thema rund um Schlagzeilendruck, Macht und Verantwortung der Medien neu aufgelegt“, begründet Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall und gemeinsam mit Industrieclubpräsident Dr. Guido Rettig Gastgeber des Abends,  die Themenwahl. „Durch die unglaubliche Vermehrung von Informationen und Medien beobachten wir einen immer härter werdenden Kampf um das knappe Gut ‚Aufmerksamkeit‘ – mit all den Folgen, mit denen wir uns beschäftigen und über die wir uns nicht nur freuen. Das ist das janusköpfige an mehr Wettbewerb unter den Medien auf der einen Seite, weil auf der anderen Seite die Konformität, die Banalität und die Skandalträchtigkeit der Informationen immer größer wird.“ 

So sprach auch Giovanni di Lorenzo von einem „besorgniserregenden Gleichklang“ in der Berichterstattung der so genannten Leitmedien und mahnte selbstkritisch mehr Verhältnismäßigkeit an. Gleichzeitig könnten aber auch Medien ihre Lernfähigkeit beweisen. So verlaufe etwa die Berichterstattung um die Promotion von Ursula von der Leyen „wesentlich zivilisierter“ als in anderen Fällen zuvor. 

FDP-Chef Lindner erhofft sich angesichts der großen Pluralität in der deutschen Medienlandschaft auch mehr Reichtum der Medien: „Da wünsche ich mir mehr Funkenflug.“ Er unterstrich gleichzeitig, dass er als Mediennutzer in keinem anderen Land als Deutschland leben möchte. „Nirgendwo sonst genießen wir ein solch hohes Maß an Pressefreiheit.“ 

Bahnsprecher Kornmann berichtete von der großen Herausforderung der sozialen Medien für die Kommunikation von großen Konzernen wie der Bahn mit ihren 300.000 Mitarbeiter. Kornmann machte das am Beispiel der Diskussion um die vermeintliche Abschaffung der Bahncard fest: „Sie zwingen uns, schneller zu werden.“ Dabei seien sie aber auch gleichzeitig eine große Chancen Themen schnell wieder vom Tableau zu bekommen. 

Für BASF-Aufsichtrat Hambrecht sei es dabei wenig erstaunlich, dass sich immer weniger Wirtschaftslenker tatsächlich vor Kameras stellten: „Warum haben die Vorstandsvorsitzenden Angst, in die Öffentlichkeit zu gehen? Weil alles, was sie sagen, auf das Unternehmen zurückfallen kann. Auch der Shitstorm.“ Das griff Tagessschau-Chefredakteur Kai Gniffke auf und bemängelte seinerseits, dass der Rest der ohnehin schon knappen Botschaften den Wirtschaftslenkern von Ihren Kommunikationsabteilungen noch abtrainiert werde: „Da ist dann das Interview mit Herrn Zetsche ähnlich erhellend wie ein LeFloid-Interview mit der Kanzlerin.“ 

Für eine der Pointen des Abends in einer insgesamt spannenden und inspirierenden Diskussion sorgte Giovanni di Lorenzo. Dabei ging es um die Fehlertoleranz der Medien in ihrer Berichterstattung: „Es ist schon bedenklich, wenn ein fehlerfreier Mensch erwartet wird und ein solcher einzelner Fehler das gesamte Lebenswerk eines Menschen zu überschatten droht.“ Dabei zitierte er seinen Herausgeber Helmut Schmidt. Angesprochen auf seinen Zigarettenkonsum und die daraus folgende mangelhafte Erfüllung seiner Vorbildfunktion antwortete dieser nur knapp: „Wissen Sie was? Sie können mich mal!“ (Anm. Red.: frei übersetzt aus dem Englischen). 

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