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08. März 2016

Ein Drahtseil-Akt

Die Billig-Konkurrenz aus Fernost macht Firmen wie Vornbäumen das Leben schwer

Es hat allerhand drauf – das Unternehmen Vornbäumen Stahlseile GmbH & Co. KG, das Carsten Stefanowski im globalen Zeitalter führt und das vor 127  Jahren von seinem Urgroßvater gegründet wurde.

Nur 0,02 Millimeter dünn ist der filigranste Draht – mit ihm können Ärzte im Innern des Körpers arbeiten, ohne ihn nennenswert zu verletzen. Und das dickste Seil misst 6 Zentimeter – es ist für Hafenkräne gedacht und trägt 250  Tonnen. „Daran können Sie eine Ölplattform anbinden“, sagt Stefanowski.

Ein erfolgreiches Familienunternehmen also. 185 Mitarbeiter, davon 165 am Stammsitz Bad Iburg im Osnabrücker Land. Zwei Drittel der Umsätze kommen aus dem Export, in Deutschland hat Vornbäumen nicht mehr als acht Wettbewerber.

Dennoch schaut Stefanowski nicht ohne Sorgen in die Zukunft. „Die Konkurrenz“, sagt er, „sitzt heute in Fernost. Die verkaufen Seile zu Preisen, dafür können wir nicht mal das Rohmaterial besorgen.“

Und mit Blick auf die nächsten Monate fügt er an: „Jede zusätzliche Belastung schwächt das Betriebsergebnis. Und damit die Wettbewerbsfähigkeit. Also am Ende auch die Arbeitsplätze.“

Stefanowski hat in der jetzt anstehenden Tarifrunde 2016 eine wichtige Rolle: Er ist im Tarifbezirk Osnabrück/Emsland der Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbands NiedersachsenMetall. „Der Bezirk hier ist geprägt von kleinen und mittelständischen Unternehmen“, sagt er. „Nicht von den ganz Großen, denen es vielleicht hier und da eher gelingen mag, steigende Kosten an ihre Abnehmer weiterzugeben. Wir – der Mittelstand – können das nicht.“

Stefanowski fragt sich: „Wie sollen wir die Mitarbeiterzahl halten?“ Und setzt nach kurzer Pause hinzu: „Kann das im Interesse der Gewerkschaften sein?“

Und was sagt Carsten Stefanowski zur aktuellen IG-Metall-Forderungsempfehlung von 5 Prozent? Der Firmenchef schaut einen Moment aus dem Fenster. Dann sagt er: nichts. Er seufzt. Schließlich sagt er: „Die Wettbewerber sind schon auf der Überholspur. Das weiß hier jeder.“ Er macht eine Geste, die die ganze Firma umschließt. „Und ich weiß, dass den Arbeitnehmern ein sicherer Arbeitsplatz mehr wert ist als der letzte erstreikte Prozentpunkt beim Gehalt.“

Das Unternehmen Vornbäumen blickt auf eine lange Tradition zurück. Stefanowskis Urgroßvater Wilhelm Vornbäumen und sein Bruder Johannes produzierten anfangs vor allem Hanfstricke für den Gerüstbau. Dann kam, mit der Industrialisierung, das Drahtseil auf. Man stellte Standardseile für Schifffahrt oder Bergbau her, seit den 90er-Jahren sind es auch viele Spezialseile – von Drähten für die Medizintechnik bis zur Kran-Ausstattung.

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