Die dritte Runde der Tarifverhandlungen für die niedersächsische Metall- und Elektroindustrie ist aus Sicht der Arbeitgeber enttäuschend verlaufen. Obwohl NiedersachsenMetall kürzlich ein ausgewogenes Angebot vorgelegt hatte, das einen gut austarierten Kompromiss zwischen Entgelterhöhungen für die Beschäftigten unter Berücksichtigung der angespannten wirtschaftlichen Situation der Unternehmen darstellt, besteht die IG Metall auf ihrer ursprünglichen Forderung von 7 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
Dazu sagt der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, NiedersachsenMetall-Präsident Wolfgang Niemsch: „Das stoische Festhalten an einmal aufgestellten Forderungen, untermauert durch erste Warnstreiks, entspricht nicht dem Wesen von Tarifverhandlungen. Erst Recht nicht, wenn eine Seite bereits ein Angebot auf den Tisch gelegt hat. Gegenüber den Unternehmen ist diese Erwartungshaltung unverantwortlich, sie wird der wirtschaftlichen Realität in der Branche nicht gerecht: Wir befinden uns in einer massiven Krise, über 50 Prozent der M+E-Firmen sind inzwischen von Auftragsmangel betroffen. Eine Trendwende der konjunkturellen Talfahrt ist zudem nicht in Sicht. In diesen Krisen-Zeiten sind Fairness und Verantwortung seitens der Sozialpartner gefordert. Es geht mehr denn je um den Erhalt und die Stärkung unseres Standortes, daher sind dringend Lösungen am Verhandlungstisch gefordert.“
"Bundesregierung bewegt sich am Rand der Lächerlichkeit
NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt sagte: „Die Rezession hat die deutsche Wirtschaft fest im Griff, ohne dass die Bundesregierung eine Lösung für die drängenden Standortprobleme wie Steuerbelastung, Energiepreise und Bürokratie-Irrsinn hat. Inzwischen präsentieren alle Ampelparteien eigene, unabgestimmte Vorschläge zur Belebung der Wirtschaft, was nichts daran ändert, dass wir nur noch bedingt wettbewerbsfähig sind. Diese Bundesregierung bewegt sich am Rand der Lächerlichkeit, diesen Fehler sollten wir als Sozialpartner nicht machen. Jetzt kommt es mehr denn je auf ein partnerschaftliches Miteinander der Tarifparteien an. Denn der Abwärtstrend ist in unseren Unternehmen längst angekommen: Knapp 30 Prozent der M+E-Firmen planen zum Jahresende bereits mit Kurzarbeit, die Kapazitätsauslastung in der Branche ist auf etwa Zweidrittel regelrecht zusammengeschmolzen, viele Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals. Dabei sind die Auswirkungen des VW-Bebens bislang nur zu erahnen – sie werden aber für das Autoland Niedersachsen schmerzliche Folgen haben. Im Interesse unseres Standorts und unserer Wettbewerbsfähigkeit sollten wir jetzt gemeinsam Verantwortung übernehmen und zügig eine Einigung erzielen, anstatt weiter den Konflikt zu suchen.“
Das von den Arbeitgebern in der zweiten Verhandlungsrunde vorgelegte Angebot umfasst im Kern eine zweistufige Tabellenerhöhung von insgesamt 3,6 Prozent innerhalb einer Laufzeit von 27 Monaten. Die Entgeltsteigerung ist in zwei Stufen vorgesehen: Die erste Erhöhung um 1,7 Prozent soll ab dem 1. Juli 2025 wirksam werden, eine weitere Erhöhung um 1,9 Prozent ab dem 1. Juli 2026. Zusätzlich ist eine überproportionale Anhebung der Auszubildendenvergütungen im Rahmen eines Gesamtpaketes vorgesehen. Darüber hinaus sind die Arbeitgeber bereit, mit der IG Metall über notwendige Anpassungen im Bereich der tariflichen Freistellungszeit zu sprechen.