Ideen, Initiativen und Impulse
Liebe Leserinnen und Leser,
große Koalitionen werden nie die Traumkonstellation in parlamentarischen Demokratien – gleichgültig ob auf Bundes- oder auf Landesebene. Zu klein sind mitunter die tatsächlichen Kontrollmöglichkeiten der Opposition angesichts der Mandatsmehrheit der Groko. Zu groß ist die Gefahr, in Selbstgefälligkeit zu verfallen und die wichtigen Themen aus den Augen zu verlieren.
Aber sie bieten auch Chancen, Antworten auf die drängenden, großen Fragen zu geben. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat seine große Koalition ein „Bündnis des Verstandes“ genannt. Das stimmt uns zuversichtlich. Denn die maßgeblichen Herausforderungen können nun mit noch mehr Nachdruck angegangen werden. Diese bleiben aus Sicht der Metall- und Elektro-Industrie der Fachkräftemangel und damit eng verbunden eine gute Bildung sowie der Ausbau der digitalen und der Verkehrsinfrastruktur. Dabei kommt es auf drei Punkte an:
1 | Ausbau der Kommunikationsnetze: Es kann nicht sein, dass auf der Fahrt etwa von Hannover nach Göttingen mehrfach die Telefonverbindung zusammenbricht – von schneller Internetanbindung sprechen wir da noch gar nicht. Notfalls muss das Land mit einer eigenen Netzausbaugesellschaft tätig werden. Denn ohne Netzinfrastruktur keine Digitalisierung.
2 | Ausbau der Verkehrsinfrastruktur: Der Ausbau des Autobahnen 20 und 39 sind ausschlaggebend für eine prosperierende Entwicklung in großen Teilen des ländlichen Raums in Niedersachsen.
3 | Qualitativ hochwertige Bildung: Ob Schule, Berufsschule, Hochschule oder berufliche Weiterbildung – sie ist ein harter Standortfaktor, der Niedersachsen für Fachkräfte attraktiv macht. Denn hier wird der Grundstein für das Verständnis digitaler Prozesse in den Unternehmen gelegt und das Interesse an den neuen Technologien geweckt. Es darf nicht sein, dass sich die Standortfrage für oder gegen Niedersachsen daran entscheidet, ob sich für freie Stellen überhaupt noch geeignete Fachkräfte finden lassen.
Es ist Zeit, diese Themen mit neuem Mut anzugehen. Wir setzen dabei auf gesunden Pragmatismus in der neuen Landesregierung.
Neben diesen politischen Entwicklungen steht uns eine äußerst herausfordernde Tarifrunde ins Haus. Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Lohn sowie eine Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Entgeltausgleich und hat hierzu den Manteltarifvertrag gekündigt. Damit hat die Gewerkschaft nicht nur unsere Industrie, sondern auch den Flächentarif in eine gefährliche Situation gebracht. Tarifpartnerschaft bedeutet, um die Grenzen des für die andere Seite Zumutbaren zu wissen. Sicher bietet die konjunkturelle Lage Spielraum für eine angemessene Tariferhöhung – aber 6 Prozent gekoppelt mit massiver Arbeitszeitverkürzung entbehren jeder realistischen Einschätzung des Möglichen. Denn sie verknappt das Arbeitszeitvolumen in den Betrieben und verschärft so den Fachkräftemangel – das Problem Nummer eins unserer Unternehmen.
Dass diese Forderungen nicht erfüllbar sind, weiß die IG Metall selbst genau. Es ist umso unverständlicher, dass sie Erwartungen weckt, die sie unweigerlich enttäuschen muss. Die Tarifentgelte sind in der Metall- und Elektro-Industrie seit 2012 um 20 Prozent gestiegen! Die Mitarbeiter verdienen im Schnitt 56.000 Euro im Jahr. Wir haben schon heute weit höhere Arbeitskosten als die wichtigsten Wettbewerber und die weltweit kürzesten Arbeitszeiten – und wir stehen wie keine andere Branche im globalen Wettbewerb.
Wie soll es möglich sein, angesichts dieser abstrusen Forderungen noch Investitionen in Deutschland zu positionieren? Darauf gibt die IG Metall keine Antwort.
Fachkräftemangel, Bildung, Digitalisierung – das sind weitere Kernthemen dieses Magazins. Damit Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, ein besseres Bild über die aktuellen Themen unserer Branche machen können, möchten wir Ihnen einige Beispiele zeigen, wie NiedersachsenMetall Ideen, Initiativen und Impulse setzt.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre mit diesem NiedersachsenMetall-Report!
Ihr
Dr. Volker Schmidt
Hauptgeschäftsführer NiedersachsenMetall Verband der Metallindustriellen Niedersachsens e.V.