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Bildung
21. Juli 2017

Beruf und Studium fein verzahnt

Industrie hautnah

Vanessa Bernt vom Messgeräte-Hersteller Mahr hat Präzisionsmaschinenbau studiert.

Sie ist jung, hat Power und bereits zwei Abschlüsse in der Tasche: einen als Industriemechanikerin sowie einen als Bachelor in der Fachrichtung Präzisionsmaschinenbau. Vanessa Bernt hat ein duales Studium absolviert. Das ist anspruchsvoll und erfordert viel Elan. Jetzt hat die 23-Jährige ein neues Ziel: „Ich will noch den Master-Abschluss dranhängen.“

Und das in einem Fach, in dem ohne Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (sogenannte MINT-Fächer) nichts geht. Wer sich im Präzisionsmaschinenbau in die Gesetze, Mechanik und Physik des Allerkleinsten vertieft, muss in diesen Fächern etwas draufhaben. Im Vordergrund des Studiums steht die Entwicklung hochgenauer Komponenten, Messgeräte und Maschinen. Winzigste Zeiträume, kleinste Abstände, superfeine Oberflächen und extrem exakte Messungen spielen eine wichtige Rolle.

Genau das Ding von Vanessa Bernt, die 2012 das Abitur machte. Für sie war klar: „Ich wollte zwar studieren, aber gleichzeitig Praxisbezug haben“, berichtet die junge Frau. „Nur Theorie zu lernen, wäre für mich nichts gewesen.“

Foto: Gossmann

Also startete die Abiturientin ins duale Studium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen und begann zugleich eine Ausbildung zur Industriemechanikerin beim Traditionsunternehmen Mahr. 700 Mitarbeiter stellen in der Uni-Stadt Messgeräte her, unter anderem für die Auto-Industrie. Damit prüft man die Qualität von Oberflächen, Motor-, Lenk- und Getriebeteilen, Injektor- und Bremssystemen.

Beim dualen Studium lernen die Studierenden jede Woche drei Tage im Unternehmen und zwei an der Fachhochschule. Dabei können sie das Gelernte direkt nutzen. Für Bernt ist das ein Vorteil gegenüber dem normalen Studium: „Im Betrieb kann man die Theorie unmittelbar in die Praxis umsetzen. Dann versteht man beispielsweise die Mathematik viel besser, die hinter bestimmten technischen Anwendungen steht.“

Ein wichtiger Pluspunkt war für sie zudem, dass sie dadurch als Azubi Geld verdient. „Meine Eltern konnten mir kein Studium finanzieren. Und die Vorstellung, nach dem Abschluss Bafög-Schulden zu haben, fand ich nicht gut.“ Allerdings arbeiten die Verbund-Studenten auch in den Semesterferien die meiste Zeit im Unternehmen. „Dort nahm man aber auf unsere besondere Situation Rücksicht, vor Klausuren durften wir auch während der Arbeit lernen“, erzählt Bernt.

Nur ein kleiner Teil der Studierenden sind Frauen, aber die sind erfolgreich

Finanziell profitiert sie auch jetzt noch vom dualen Modell. Derzeit arbeitet sie beim Unternehmen Mahr 20 Stunden wöchentlich als Werkstudentin; einen erheblichen Teil der Stunden leistet sie in den Semesterferien.

Eines aber hat sich nun geändert. Hatte Bernt unter den etwa 70 Studierenden ihres Bachelor-Jahrgangs noch einige Kommilitoninnen, ist sie nun beim Master-Studium eine echte Rarität. Sie ist die einzige Frau unter mehr als 20 Männern. „Damit muss man umgehen können“, sagt sie gelassen. Denn sie kennt das. „Schon in der Schule im Mathe- und Physik-Leistungskurs waren ganz überwiegend Jungs.“

Professor Manfred Bußmann, der Leiter des Studiengangs, hätte gerne einen deutlich höheren Frauenanteil unter den Studierenden – besonders im dualen Studium. Derzeit sind dort weniger als 10 Prozent Frauen. Die aber seien überdurchschnittlich erfolgreich: „Frauen schneiden häufig sehr gut ab.“ Gefragt sind die Absolventen des Studiums aber allemal, egal ob Frau oder Mann.

Duales Studium verbindet Theorie und Praxis

  • Präzisionsmaschinenbau kann man an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (Foto) in Göttingen auch als Praxisverbund-Studium absolvieren.
  • Das Angebot kombiniert eine betriebliche Ausbildung mit dem Studium und dauert bis zum Bachelor-Abschluss acht statt der sonst üblichen sechs Semester.
  • Die Facharbeiterausbildung zum Feinmechaniker, Feinoptiker oder Industriemechaniker erfolgt im Betrieb.
  • 50 Firmen kooperieren mit der Hochschule. Manche Betriebe bieten aber nur alle paar Jahre eine Stelle.

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